Linnich ist nicht weniger wert als Düren oder Jülich

Persönliche Erklärung zur Umbenennung des Kreises Düren


Der Kreistag hat heute mit breiter Mehrheit der Umbenennung des Kreises Düren in Rurkreis Düren-Jülich zugestimmt. Der Landrat hat in seiner Begründung die Bedeutung des Forschungszentrums, den Strukturwandel, Marketing-Aspekte und eine höhere Identifikation mit dem Kreis als Argumente angeführt. Mich konnte die Argumentationslinie nicht überzeugen.


Das Forschungszentrum Jülich erlangte Weltruhm, obwohl es im Kreis Düren liegt. Die Qualität der Forschung wird weder zunehmen oder abnehmen, unabhängig vom Namen des Kreises. Weltkonzerne (wie SIG combibloc), Hidden Champions und Vorzeigeprojekte (Burg Nideggen, Deutsches Glasmalerei-Museum, Nationalpark Eifel…) finden sich nicht nur in Düren und Jülich, sondern in allen Teilen unseres Kreises. Und der Strukturwandel findet vor allem in Gemeinden der drei Tagebaue statt. All diese sollen aber keine Berücksichtigung im Kreisnamen finden.


Wer mit Identitäts- bzw. Identifikationspolitik argumentiert, macht einen großen Fehler. Heute ist der Kreis nach seiner Kreisstadt benannt, wie viele andere Kreise auch. Auch wenn ich persönlich der Ansicht bin, dass Kreise eher nach dem Gebiet, in dem sie liegen benannt werden sollten, hat man sich an diese Regelung gewöhnt – sie ist auch älter als 50 Jahre. Wer nun eine der 14 Nicht-Kreisstädte zum Teil des Kreisnamens erhöht, schafft sicherlich in dieser mehr Identifikation, zeigt aber ziemlich deutlich, was er von den anderen 13 Städten und Gemeinden hält: nicht sonderlich viel. Und das entspricht der gefühlten Stimmung und der Politik der letzten mindestens 20 Jahre. Die vielen Städte und Gemeinden finden kaum statt und dienen eher als Melkkuh des Kreises. Würde einem die Identifikation wirklich am Herzen liegen, dann würde man zunächst einmal die Politik ändern und wenn man den Namen schon ändern muss, dann in Rur-Eífel-Kreis, Rur-Inde-Eifel-Kreis oder was auch immer.


Dann kommen wir zu einem Argument, das sich in den letzten Tagen verstärkt hat und – eigentlich – für mich zunächst nicht der entscheidende Punkt war: die Kommunikation. Eine offene Diskussion im Vorfeld über den Namen fand nicht statt. Alternative Namensvorschläge wurden ebenso wenig diskutiert. Es fand überhaupt keine Vorberatung im Kreisausschuss oder Kreistag statt. Man hat sich auf einen Namen versteift. Der musste es sein. Keine Diskussion. Weder mit den Kreistagsmitgliedern, noch mit den Bürgermeistern und schon gar nicht mit den Bürgern.

Fazit: Eine Umbenennung wird dem Kreis nicht schaden – auch wenn lange Namen im digitalen Zeitalter eher unpassend sind – sie ist aber auch nicht notwendig. Sie ist anachronistisch, sie wird kein tatsächliches oder vermeintliches Unrecht beseitigen und sie schafft in 13 Städten und Gemeinden auch keine höhere Identifikation. Sie wird auch keinen Beitrag zur Gestaltung des Strukturwandels leisten. Was dieser Kreis braucht ist eine andere Politik. Eine Politik, in dem sich der Kreis als Partner der Kommunen versteht. Ansonsten bleibt eine Umbenennung nur ein Marketing-Gag, ein Etikettenschwindel. Daher habe ich mich heute der Stimme enthalten und der Antrag des Landrats nicht zugestimmt.

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